Die syro-malankarische oder westsyrische Liturgie hat ihren Ursprung in Jerusalem und Antiochien. Sie ist eine der ältesten Liturgien und wird daher zu Recht als die Mutter anderer orientalischen Liturgien bezeichnet, z.B. der ostsyrischen, byzantinischen und armenischen.
Die syrische Liturgie ist weit über ihr Ursprungsgebiet hinaus verbreitet. Sie wird von allen Kirchen gefeiert, die sich auf die syro-antiochenische Überlieferung berufen. Dazu gehören zwei mit Rom unierte Kirchen: das syrisch-katholische Patriarchat von Antiochien mit Sitz in Beirut und die syro-malankarische Kirche in Indien.
Der Aufbau der Liturgie ist einfach. Man kann ihr leicht folgen. Sie ist voller Symbolik, die Gewänder, die Ornamente, das ganze Ritual haben eine tiefe symbolische Bedeutung, alle Sinne werden angesprochen. Das Altartuch zum Beispiel hat die Farbe rot, grün und weiß: Rot für das Universum, grün für die Erde und weiß für die Kirche.
Es wird besonders die Opfergabe Jesu am Kreuz betont. Die Heilsgeschichte beginnt im Alten Testament und findet ihre Vollendung in Tod und Auferstehung Jesu. Es gibt kein Kreuz mit einem Korpus, denn das Kreuz ist nicht Symbol des Todes, sondern der Auferstehung. Daher gibt es mehrere Segnungen im Lauf der Liturgie, alle Gläubigen machen jeweils das Kreuzzeichen. Stark betont sind der Lobpreis und der Dank an die Dreifaltigkeit.
Es gibt neue eucharistische Hochgebete, die man „ Anaphora“ nennt. Die Eucharistie ist der Urquell unseres geistlichen Lebens. Daher wird sie als der Mittelpunkt der sieben Sakramente angesehen. Es ist die wichtigste Aufgabe der Kirche, das Volk Gottes zu einer näheren und wirksameren Teilnahme an der Eucharistiefeier zu bringen. Das ganze Volk darf die Eucharistie feiern, denn durch die Taufe haben alle Teil am Priestertum Christi. Der Gebrauch der Volkssprache (Malayalam in Indien) trägt dazu bei, dass zwischen dem Priester, dem Diakon oder Lektor und der Gemeinde ein fortwährender Dialog stattfindet.